Die „Salzburg-Maschine“
- Birgit Krückeberg

- 23. Juli
- 7 Min. Lesezeit

Wir planen zum Abschluss unseres Reisejahres noch einmal ein richtiges Abenteuer 😊.
Ein Abenteuer bekommen wir, nur völlig anders als gedacht 😳🫣
Namibia ist unser Ziel, doch bevor wir Namibia überhaupt erreichen, passiert folgendes:
Am Dienstagabend um 22:00 Uhr besteigen wir in San José das Flugzeug in Richtung Windhoek. Das Verrückte an dieser Verbindung ist, dass die zeitlich beste und günstigste Route ausgerechnet mit Lufthansa über Deutschland führt. Der erste Streckenabschnitt geht bis Frankfurt am Main. Hier sind es 3 Stunden Aufenthalt, dann geht es weiter nach München. Dort sollen es weitere 3 Stunden Aufenthalt werden und ein zweiter Nachtflug bis Windhoek. Geplante Ankunft, Donnerstagmorgen 7:30 Uhr.
Anfangs läuft alles nach Plan, wir starten pünktlich in San José und landen planmäßig in Frankfurt. Nach 3 Stunden Aufenthalt stehen wir wieder am Gate für den Abflug nach München - 30 Minuten Verspätung 🤷🏻♀️
Draußen stürmt es ganz schön, wovon wir drinnen allerdings nichts mitbekommen. Der Wind nimmt immer weiter zu und bis zur Freigabe für den Start stehen wir weitere 40 Minuten wartend auf dem Rollfeld. Uns kümmert es „noch“ nicht, wir haben ja genug Zeit 🕰️.
Endlich in der Luft ruckelt es ordentlich und der Kapitän informiert, „Gewitter liegen vor uns, es könnte unruhig werden. Wir versuchen sie zu umfliegen, bleiben sie bitte trotzdem sitzen und angeschnallt“.
Bei der kurzen Strecke sind wir kaum oben, geht’s auch schon wieder runter. Puhh, gleich haben wir’s geschafft, nur noch einen Augenblick. Doch plötzlich bekommt die Maschine einen saftigen Schub und steigt zurück in den Himmel 🛫☁️😶🌫️.
Der Kapitän meldet sich erneut und informiert über die kritische Wetterlage: „Wir konnten nicht landen, wir sind jetzt im Süden über München, richten uns neu aus und suchen eine andere Lücke zum Landen…. Keine Sorge, wir haben genug Sprit an Board“.
Okehhhhh!?! 😳 Aber noch ist ja genug Zeit, da machen wir uns erstmal keine Gedanken über den Anschlussflug.
20 Minuten später meldet sich der Kapitän noch einmal: „Das Unwetter tobt weiterhin über dem Münchener Flughafen, eine kurzfristige Landung ist nicht möglich. Wir steuern jetzt Salzburg an, tanken dort auf und warten bis das Wetter eine Rückkehr erlaubt“.
😳 Ups, jetzt könnte es vielleicht doch eng werden 🤔
In Salzburg gelandet rollt unser Flugzeug erstmal zum Tanken. Es dauert nicht allzu lange, dann beginnt es auch hier erst zu regnen, dann zu schütten und heftig zu gewittern ⛈️⚡️🌩️.
Inzwischen ist es 21:03 Uhr - unser Flug nach Windhoek geht um 22:00 Uhr. Allmählich läuft uns die Zeit davon. Und rings herum wird das Gemurmel um die jeweiligen Anschlussflüge immer lauter.
Mit jeder Minute schwindet die Wahrscheinlichkeit, unseren Anschlussflug noch zu bekommen 🫣😥
Mit uns bangen 8 weitere Personen, die ebenfalls mit derselben Verbindung nach Windhoek wollen und viele Andere, denen es ähnlich geht.
Plötzlich bekommen wir die Freigabe für den Start. Und gleich geht es auch schon los, zurück nach München. Bei uns beiden und den anderen 8 Passagieren mit Endziel Windhoek steigt die Hoffnung, dass der Anschlussflug womöglich wartet, denn dort wird eine Verspätung angezeigt und eine Flugbegleiterin für nachher sitzt hier bei uns in den Reihen der Passagiere.
Um 22:22 Uhr landen wir schließlich in München.
Um 22:24 Uhr hebt die Maschine nach Windhoek ab - ohne uns 😣
Eine letzte Info unseres Kapitäns lautet: „Alle die ihren Anschluss verpasst haben, gehen bitte direkt zum Lufthansa-Service-Center, um die Umbuchung zu klären. Das Gepäck kann heute nicht mehr abgefertigt werden, wir bitten um Verständnis.“
Wir sind nicht die Einzigen am Service-Schalter 😣😂

Wir bekommen einen Ersatz-Flug nach Windhoek. Er geht leider nicht sofort und nicht direkt, sondern so:
Mit dem Bus fahren wir über Nacht erstmal ins Hotel (von Lufthansa organisiert und übernommen 👍🏼).
Am folgenden Nachmittag (dann schon Donnerstag) geht es von München nach Frankfurt (zurück🫣)
Dort haben wir 5 Stunden Aufenthalt.
Um 22 Uhr dann weiter nach Luanda / Angola (😳 OHHHH NEIN!! Wer Lust hat kann ja mal googeln - ich habe den Flughafen und die Fluglinie geprüft - mir ist ganz übel 🤢)
In Luanda sind es weitere 5 Stunden Aufenthalt.
Dann weiter mit Angola Airlines bis Windhoek.
Ich will nicht mit Angola Airlines fliegen 😣 und ich will auch nicht in Angola am Flughafen sein 🫣
Durch den 8 Stunden-Jetleg und die schon über 24 Stunden Reisezeit, sind wir ziemlich durch. An Schlaf ist gerade trotzdem nicht zu denken, so versuchen wir nachts zwischen 2 und 4 Uhr über die Lufthansa-Service-Hotline eine Alternative zu bekommen - doch NICHTS zu machen. Alles ausgebucht, das ist die einzige Verbindung in den kommenden 2 Tagen.
Wir stellen den Wecker auf 6 Uhr. Uns ist schon klar, wir werden morgen schlimm aussehen, nach dem ganzen Prozedere und jetzt nur 1-2 Stunden Schlaf, keine frischen Kleider und voller Zweifel über diese Entwicklung. Aber noch ist ja nichts zu spät, wir wollen unserem Glück noch einmal eine Chance geben 😇. Vielleicht findet sich doch noch eine andere Lösung morgen früh am Flughafen direkt 🙏🏼
Um 7 Uhr dort angekommen, treffen wir die anderen 8 Passagiere aus unserer gestrigen Maschine. Ihnen droht das gleiche Schicksal. Sie trifft es fast noch schlimmer, denn sie müssen noch einen weiteren Tag in München warten und können dann erst fliegen.
Wir werden bei unserer Nachfrage am Schalter mit: „ah, Sie waren auch in der Salzburg-Maschine“, begrüßt. Alle sind wirklich bemüht, doch es ändert sich nichts. Um 9 Uhr ist für uns klar, entweder wir nehmen diese Route oder wir kommen 3 Tage später an 😣 Wir entscheiden uns, in den sauren Apfel zu beißen und sind dann doch irgendwie froh, morgen (mit nur einem Tag Verzögerung) anzukommen.

Da der Abflug erst um 15 Uhr stattfindet, fragen wir bei der Lufthansa-Lounge, ob wir hier die lange Zeit verbringen können. Wir werden freundlich mit „ah, Sie waren in der Salzburg-Maschine“ hereingelassen.
Nach 5 Stunden steigen wir in den Flieger nach Frankfurt. Auch hier werden wir mit einem „ah, Sie waren auch in der Salzburg-Maschine“ in die Lufthansa-Business-Lounge gelassen, in der wir die nächsten 5 Stunden verbringen, sogar duschen 🚿 können, Zahnbürste und Deo bekommen. Welch ein Geschenk 🙏🏼, auch wenn wir anschließend wieder in dieselben Kleider steigen müssen 🤧🤷🏻♀️
Die Verbindung nach Luanda (mit der Lufthansa) läuft einwandfrei. Im Flieger treffen wir auf weitere Passagiere die „unseren Flug“ verpasst haben und das teilweise noch knapper als wir 🙈. Das Unwetter gestern hat ein ganz schön großes Chaos ausgelöst.
Das Flugzeug nach Luanda ist heute komplett voll. Im Gespräch mit Anna, eine sehr freundliche Flugbegleiterin, erzählen wir von der Situation des gestrigen Unwetters und unserer „Salzburg-Maschine“. Ihre Reaktion: „Ahh, deshalb ist der Flug plötzlich so voll, er ist sonst nie ausgebucht und gestern Nachmittag war auch noch alles normal. Mit uns sitzen insgesamt 50 „gestrandete“ Personen die gestern diesen einen Flug verpasst haben 🙈
Kurz bevor wir starten und den Flugmodus einschalten bekommen wir noch eine Info von Angola Airlines: der Abflug verschiebt sich von eh schon 5 Stunden auf nun 10 Stunden Wartezeit 😩
Nach insgesamt 50 Stunden Reisezeit, die meisten davon sitzend, schmerzt unser Hintern aber sonst geht es uns gut. Wir landen am Freitagabend um 19:30 Uhr in Windhoek.

Jetzt könnte man meinen, damit ist das Chaos-Abenteuer beendet - von wegen 😩
Wir werden von Passie, unserem Autoanbieter, am Flughafen abgeholt 😊🙏🏼
Er gibt uns Gelegenheit Bargeld zu besorgen und eine SIM-Karte zu organisieren. Dann steigen wir in sein Auto, fahren ins Büro und übernehmen unseren 4x4 Toyota Hillux mit Dachzelt.

Spät erreichen wir unser heutiges Hotel (das mussten wir buchen, denn jetzt noch 3 Stunden Autofahren wäre Wahnsinn).
Beim Ausladen unserer Rucksäcke erschrecke ich zutiefst. Wo ist meine Hutschachtel??? 😳
Seit Arequipa in Peru (im April) habe ich einen Hut und seit Cuenca in Ecuador (Mai) einen Zweiten. Beide transportiere ich in einer Hutschachtel, die ich wie meinen Augapfel hüte. Sie ist (natürlich nur während der Ortswechsel) wie festgewachsen und ich achte penibel darauf, dass sie nicht beschädigt wird.
Wo ist sie?? 😢🥺
Wir durchsuchen das Auto. Wir fragen unseren Fahrer Passie, ob sie noch in seinem Auto oder im Büro steht - NICHTS.
Ich bin 100% sicher, ich hatte sie beim SIM-Karten Geschäft noch unter den Arm geklemmt. Steht sie womöglich noch auf dem Flughafen-Parkplatz??😳🫣
Ich rufe am Flughafen an - niemand nimmt ab.
Ich schreibe zwei Emails an den Flughafen (lost and found und allgemein).
Mathias berichtet unserem Hotel-Nachtportier von meiner Lage. Auch er und seine Kollegen versuchen Ihr Bestes. NICHTS.
Ich könnte heulen 😭
Seit Wochen schleppe ich diese blöde Schachtel mit mir herum und jetzt verliere ich sie?? Das kann doch nicht wahr sein. Ich krame Bilder mit der Schachtel heraus, zeige sie im Hotel und Fahrer Passie, in der Hoffnung, irgendwo taucht sie doch wieder auf.
Dann gehen wir schlafen - ihr könnt euch vorstellen, wie gut das nach all den Strapazen der vergangenen Tage und dieser Situation gerade klappt 🤷🏻♀️😢
Zum Glück - Es klappt 🙏🏼😊
Und dann klappt es auch mit meiner Hutschachtel.
Passie, unser Fahrer von Gestern hat seinen Kontakt vom Telefonkarten-Schalter angerufen. Und tatsächlich, dort steht meine Hutschachtel sicher auf der Seite, nachdem ich sie direkt am Schalter abgestellt hatte um auf das Einrichten der SIM Karte zu warten. Und ein Kollege von einer anderen Verleihfirma bringtbihn vom 45 Minuten entfernten Flughafen schon mit zurück.
Vielleicht könnt ihr sehen, wie erleichtert ich darüber bin 🥰🙏🏼🫂

Viel Aufregung in wenigen Tagen
Doch Ende Gut - Alles Gut
Jetzt kann Namibia kommen… 😊
Fazit der Tage: In Summe waren es viele Dinge die nicht liefen wie erhofft. Und trotzdem oder gerade dann, waren es wieder einmal wunderbare Menschen, die aus all diesen Dingen doch etwas gutes gemacht haben.
P.S.
Danke Martina, für deine mentale Unterstützung beim ganzen Flug-Schlamassel.
Danke dir Ingo, für den Impuls noch einmal über Namibia nachzudenken.
Vielen Dank Anna, an die positive und aufmunternde Flugbegleitung nach Luanda.
Und Danke an Passie und deinen Kollegen für das Zurückbringen meiner geliebten Hutschachtel
Buen Camino
🛫✈️ 🛬 🛫⛈️🛬 🛫🛬 🙏🏼😊







































Was für ein Abenteuer! Und das in Deutschland… viel Spaß euch im Namibia, passt auf euch (und die Hutschachtel) auf! Ich bin schon gespannt auf den Bericht von dort!
LG Andrea 🤗🙋🏻♀️